Gespenster
Sabine Timoteo (Toni), Julia Hummer (Nina)   Marianne Basler, Christian Petzold   Sabine Timoteo (Toni)

Interview mit Bettina Böhler

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Sie arbeiten schon lange mit Christian Petzold. Ab wann werden Sie in die Arbeit einbezogen?

Ich lese das Drehbuch in einer relativ frühen Fassung und dann vielleicht noch die letzte Fassung, ein paar Monate vor Drehbeginn. Je nachdem sprechen wir über ein paar Auflösungen, auch mit dem Hans Fromm zusammen. Bei Wolfsburg z.B. haben wir uns überlegt, was man bei dem Unfall zeigt, dass das jetzt eben nicht der spektakuläre Autounfall wird ... sondern was nötig ist zu zeigen. Und dann fange ich ungefähr eine Woche nach dem ersten Drehtag an zu schneiden. Ich habe es mir angewöhnt, dass ich das Buch dann nicht mehr lese, dass ich die Details also gar nicht mehr so genau im Kopf habe, wenn ich anfange zu schneiden. Das Material, die Muster, die ich sehe, die sollen mir die Geschichte erzählen. Und wenn die mir diese Geschichte nicht erzählen, dann stimmt irgendetwas nicht. Der Zuschauer später kennt das Buch ja auch nicht. Ich glaube, auch für die Regisseure ist das wichtig, dass ich diese bestimmte Neutralität einer Geschichte gegenüber habe. Alle anderen sind ja monatelang eingebunden, der Produzent, der Redakteur, der Kameramann. Da habe ich einen enormen Vorteil, weil ich die ganz neutrale Zuschauerposition einnehme. Ich möchte auch beim Drehen nicht dabei sein, weil ich gar nicht wissen will, wie kompliziert diese Einstellung jetzt war, und das Licht und hin und her.

Christian Petzold dreht meist relativ wenige Einstellungen einer Szene. Wie beeinflusst das Ihre Arbeit in der Montage?

Man ist natürlich festgelegter in den Momenten, wo man schneiden kann, wo es für den Rhythmus wichtig ist. Aber gleichzeitig ist es viel interessanter und spannender, mit diesen wenigen Einstellungen zu arbeiten – wobei, so wenig ist es dann ja auch nicht ... Der Schnitt ist nicht dazu da, um vor allem möglichst viel zu schneiden, sondern er sollte das Material einfach so gut wie möglich bedienen, die Geschichte, die Schauspieler, die Inszenierung, was alles dazu gehört. Es ist sozusagen ein Dienen für das, was vorgegeben ist. Von daher ist es für mich kein großer Unterschied, ob ich jetzt 20 Einstellungen für eine Sequenz habe oder nur fünf. Ich finde es immer interessant, wenn gesagt wird, das sei jetzt ein „langsamer Film“. Ein Film muss einfach so geschnitten sein, wie er inszeniert ist oder wie die Geschichte erzählt wird. Das ist oft ein Mißverständnis, dass man sagt: das ist jetzt so langsam geschnitten. Es ist nicht langsam geschnitten, sondern es ist von vornherein so angelegt. Das ist eine Einheit, das kann man nicht trennen. Die Schauspieler geben das im Grunde vor, in welchem Rhythmus sie reden oder sich bewegen, natürlich auch die Kamerabewegung ... danach muss sich der Schnitt richten, damit das im Ganzen funktioniert. So kommt dann eines zum anderen, und dadurch entsteht die Form.

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