Gespenster
Sabine Timoteo (Toni), Julia Hummer (Nina)   Hans Fromm, Christian Petzold   Oliver (Benno Fürmann)

Interview mit Hans Fromm

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Worauf kommt es Ihnen in Ihrer Kameraarbeit vor allem an?

Was ich grundsätzlich in den Einstellungen verfolge, ist, dass man die Kamera nicht spürt. Ich möchte es nicht zu transparent machen, dass die Kamera irgendwelche Operationen unternimmt, um die Geschichte zu unterstreichen. Ich versuche auch, ein gewisses Maß an Zufälligkeit zuzulassen. Dass Schauspieler sich verdecken können oder dass ein Arrangement nicht hundertprozentig für die Kamera gebaut ist. Wenn man den Schauspielern Marken vorgibt, die sie präzise einhalten müssen, damit das Bild noch funktioniert, kann manchmal etwas vom Spiel verloren gehen ... weil der Schauspieler sich auf die Marken konzentriert und darüber den Text oder das Spiel oder irgendwas vergisst. Wenn die Schauspieler ein gewisses Maß an Freiheiten haben, dann wird es auch für mich interessant. Eben weil da so ein gewisses Maß an Zufall mitspielt.

Wie gestaltet sich dieses Verhältnis von Komposition und Freiraum während des Drehens?

Natürlich ist es immer eine Gratwanderung. Auf der einen Seite möchte man eine komponierte Einstellung haben, die Bilder, die man sich irgendwann mal vorgestellt hat. Deshalb überlegt man die Einstellungen schon so, dass ein gewisser Freiraum da ist, dass eben der Schauspieler nicht ganz genau da stehen muss ... Oder man baut das Licht so, dass er eben nicht nur in die eine Richtung gucken muss. Auf der anderen Seite ist gerade das ein schönes Spannungsfeld. Man komponiert eine Einstellung, man überlegt sich sehr präzise, wie man es gerne hätte. Dann baut man die Kamera auf, nachdem man eine Probe gesehen hat. Das, was der Schauspieler da gemacht hat, das versucht man wieder zu erreichen. Aber man schafft es nicht hundertprozentig. Und diese Nicht-Hundert-Prozent, die sind das, was die Einstellung letztendlich mit einer Wirklichkeit auflädt und das Bild erst spannend macht. Dann fängt es an zu leben.

Sie erreichen in Ihrer Arbeit mit Christian Petzold ein für den Spielfilm bemerkenswert günstiges Drehverhältnis.

Ich denke, das kommt daher, dass wir relativ wenige Takes machen. Und natürlich auch, weil wir das Drehbuch nicht so hoch auflösen ... wobei das immer eine Gratwanderung ist. Wenn ich nicht hoch auflöse, dann kann ich weniger Pick-Ups machen und muss unter Umständen eine 10-Minuten-Szene wiederholen. Aber dadurch, dass wir oft mit ersten, zweiten Takes durchkommen, ist das möglich. Das hat aber auch damit zu tun, dass wir relativ entschieden sind. Es gibt keine redundanten Einstellungen, keine konventionelle Auflösung mit Zweiereinstellung, Schuss, Gegenschuss in fünf Größen ... Das beschert einem beim Schnitt dann vielleicht eine Materialflut, aber wir wissen, dass Christian oder Bettina das nie so schneiden würden. Solche Einstellungen stellen wir einfach nicht her. Auch das ist natürlich ein gewisses Risiko. Der Henri Cartier-Bresson hat einmal gesagt, „man darf nur nicht wollen“. Das kann man im Grunde ein bisschen als Überschrift nehmen, für das, was wir hier versuchen. Nicht krampfhaft an etwas festzuhalten ... Ich finde es inspirierender und interessanter, ein gewisses Maß an Zufall in dem Ganzen drinzulassen.

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